Unnützer Ausflug mit Überraschungseffekt

Unnützer Ausflug mit Überraschungseffekt

Was macht man mit vier Monaten Ferienaufenthalt in Mittelfinnland, mitten im „Dschungel“? Richtig, man geniesst die viele Zeit die man zur Verfügung hat, die gute Luft, liest sich durch verschiedene Bücher, Kocht mal was feines, geht in die Sauna, schwimmt im See, spielt mit dem Hund und nicht vergessen, den ausgiebigen Mittagsschlaf. Bisher als einzige Ausnahme, will ich zusammen mit Baloo, ein ca. 40 kg schwerer Herdenschutzhund, nach „Leporanta“. Das ist eine Kunstausstellung praktisch mitten im Wald. Gute 2-3 km entfernt von meinem Domizil. Meistens sind es Einheimische Kunstmaler oder Bildhauer die da ausstellen. Aber ab und zu stellen auch ausländische Künstler dort ihre Werke aus. So auch vor wenigen Jahren ein Schweizer Kunstmaler. Die Wege sind manchmal unergründlich, könnte man dazu sagen. Denn wenn man das Gelände sieht, würde kein Mensch auf die Idee kommen, dort eine Kunst- und Gemäldegalerie zu vermuten. Also, Baloo und ich machen uns mit gemütlichem Schritt auf den Weg zum besagten Ort. Neugierig verschwindet Baloo mal rechts vom Kiesweg in den Wald, um weiter vorne in entgegengesetzter Richtung in die linke Waldseite zu wechseln. Er hat hier ziemlich viele Freiheiten, die er offensichtlich auch geniesst und auslebt. Das letzte Wegstück ist auf einer geteerten Strasse, die hin und wieder von Autos befahren wird. Also Vorsicht, Baloo kommt an die kurze Leine. Am Ort meines Begehrens angekommen, Scheibenkleister, die Ausstellung ist geschlossen. Und ich wollte dort einen Kaffee trinken, vielleicht noch ein Stück Kuchen dazu, oder „Pulla“, ein finnisches gutschmeckendes Gebäck. Daraus wird nun nichts. Umkehren ist angesagt. Baloo noch immer angeleint, die Leinenschlaufe um mein Handgelenk, alles bestens. Von der geteerten Strasse weg, sind wir wieder am Kiesweg in die Wildnis angekommen. Noch einige Meter gehen, dann kann ich den Vierbeiner wieder frei lassen. Unbekümmert und relaxt trotten wir beide nebeneinander her. Ich in Gedanken und Baloo hebt den Kopf, er hat etwas in die Nase bekommen. Ein Geruch zieht seinen Blick auf die rechte Seite in das Walddickicht hinter dem tiefen Graben. Dieser verläuft hier üblicherweise immer beidseits des Weges, auch im Wald. Von mir noch unbemerkt, setzt Baloo zum Sprung an. Mit elegantem, Turnierpferd artigem Sprung fliegt er über den Graben und landet eben auf der anderen Seite. Das blieb natürlich nicht ganz folgenlos. Die zuvor locker durchhängende Leine, immer noch am rechten Handgelenk, ich in Gedanken, spannt sich von jetzt auf gleich. Der überraschend ruckartige Zug überträgt sich blitzartig auf meine gut 100 kg. Was Folgt, mein Gleichgewicht ist nun nur noch ein Gewicht, welches sich in einem rasanten Überschlag Richtung Graben bewegt. Eine Gegenreaktion meinerseits ist absolut nicht möglich, da auch die Füsse keine Bodenhaftung mehr hatten. Der Überraschungseffekt war ja auch viel zu gross. Nach der etwas unsanften Landung, finde ich mich Irgendwie in ungewohnter Lage, Kopfüber und die Beine ganz oberhalb des Grabens. Baloo der Schlauberger sitzt oben am Rand und schaut auf mich treuherzig herunter. Fehlt nur noch, dass er anfängt zu lachen. All die Worte die mir in diesem Augenblick eingefallen sind, muss ich hier nicht extra erwähnen, aber es waren nicht die schönsten oder schmeichelhaftesten. Mich aus der Misslichen Lage wieder in die richtige Normalstellung zu bringen, aufzustehen und auf den Kiesweg zu gelangen, war tatsächlich eine grosse Anstrengung. Die Episode hat mir wieder mal klar vor Augen geführt, das alt werden nicht in jedem Fall ein Zuckerschlecken ist. Meine Lendenwirbel LWS3 bis LWS5 haben sich gemeldet und die Knie stimmten gleich mi ins selbe Orchester ein.

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