Was hat mich da bloss geritten?

Was hat mich da bloss geritten?
Baloo

Ja, das frag ich mich tatsächlich schon eine ganze Weile. Da sitze ich nun in Mittelfinnland, mitten im wilden, urwüchsigen Busch, zusammen mit Baloo, ansonsten Mutter Seelen alleine, mit defekter Wasserversorgung, nicht 100%-tig funktionierender Elektrik, die ersten Tage mit mehr als genügend Regen und für die Jahreszeit grenz-wertiger Kälte, da und dort eine Mücke, vielleicht auch zwei, drei oder so, es könnten auch noch einige mehr gewesen sein. Übrigens zur Klärung, Baloo ist mein treuer vierbeiniger Freund und Bodyguard. Dachte ich eigentlich so, aber in Wirklichkeit ist dieser 40 kg schwere, schneeweisse Herdenschutzhund in gewissen Situationen überfordert und sehr schreckhaft. Dann sucht er Schutz neben oder hinter mir. Drückt seinen Kopf an meine Knie und will mit Streicheleinheiten beruhigt und beschützt werden. Das Motorengeräusch von Nachbars Quad kann ihn dann aber schon mal in die Sätze bringen. Mit Nachbar, den ich zufällig im Wald getroffen habe, meine ich nicht etwa einen Nachbar der gleich um die Ecke zuhause ist. Hier gelten andre Grössenverhältnisse. Hier spricht man von einem Nachbarn, auch dann, wenn er einige hundert Meter oder gar einige Kilometer entfernt wohnt. Dieses schöne Land ist rund achtmal so gross wie die Schweiz und bietet entsprechenden Platz und räumlichen Abstand zwischen den Wohnhäusern auf dem Land. Aber nun zurück zu Baloo und dem Quad, aus irgendwelchen Gründen nimmt er in dieser Situation all seinen Mut zusammen, Bellt mit seiner recht tiefen und voluminösen Stimme den Quad an und springt wie von der Tarantel gebissen, sehr aufgeregt um das Gefährt herum. Mein Rufen und Pfeifen kann ihn nicht von seinem Tun abbringen. Eine Leidige Sache, die ich noch lernen muss, in den Griff zu bekommen. Bei seinen enthusiastischen Tänzen um den Quad kommt er dem Vehikel manchmal gefährlich nahe, so dass es schon zu beinahe Unfällen gekommen ist, natürlich zu Baloo‘s Ungunsten.

Ja eben, was hat mich da bloss geritten. War das der leibhaftige Teufel oder eher ein blondes, langhaariges, blauäugiges, schönes Engelchen? Man darf ja wohl noch seine Träume haben! Ich denke es war die romantische Idee der schönen heilen Natur, die hier hautnah erlebbar ist. Schöner wär‘s natürlich gewesen, die gesamte Familie hier zu haben und das Leben gemeinsam zu geniessen. Sicherlich war die Idee herzukommen auch mit vielen Erinnerungen an frühere Zeiten gespickt. Meine Frau, der Sohn, die Tochter und ich ein wenig wie Robinson-Ferien in der wilden Natur. Im See schwimmen, mit dem Ruderboot auf grosse Entdeckungsfahrt, Sauna, Beeren pflücken oder Pilze sammeln. Das alles sind sehr schöne und Aufbauende reale Erinnerungen. Aber leider gehören sie der Vergangenheit an. Was ebenfalls der Vergangenheit angehört, sind die drei letzten Jahre, in denen ich nicht mehr hier in Finnland sein konnte. Der Grund war, dass der Bau meines neuen Zuhauses in der Schweiz, mit fünf Einsprachen torpediert wurde, welche extreme Zeitverzögerungen verursachten. Also habe ich nach diesen drei Jahren Finnlandabstinenz den kühnen Entscheid gefasst, meinem Traum, man könnte auch sagen, meinen „Entzugserscheinungen“ nachzugeben und wieder mal „mein finnisches Zuhause“ zu besuchen, aber natürlich auch um etwas zum rechten sehen zu können, wie man so schön sagt.

Kurzentschlossen will ich die Fähre von Travemünde nach Helsinki für das Auto, Baloo und mich buchen. Es folgt die erste Überraschung, die Überfahrt wird von Jahr zu Jahr auch nur noch teurer und teurer. Als Pensionist muss ich schon etwas auf mein Portemonnaie aufpassen. Um diesen horrenden Finanzaufwand etwas eindämmen zu können, fragte ich nach etwas günstigeren Möglichkeiten. Diese günstigeren Möglichkeiten bedeuteten, dass ich die Hinfahrt aus der Sommerzeit in das späte Frühjahr vorverlegen, die Rückfahrt, ebenfalls aus der Sommerzeit in den frühen Herbst verlegen musste. Somit konnte ich mit dieser Situation einiges mehr als 700 Franken für die beiden Schiffspassagen sparen, aber gleichzeitig meinen Aufenthalt in der Einsamkeit auf vier Monate ausdehnen. Ob das wohl gut geht? Vier Monate Ferien in der einsamen Natur! Und Baloo als Einziger Gesprächspartner. Der hat allerdings den Vorteil, dass er mir nicht wiederspricht!

Die Reise beginnt. Um kurz nach vier Uhr in der Früh, Aufstehen. Das Auto habe ich schon am Vortag reisefertig gepackt. Schnell etwas Kleines zum Frühstück herunterschlingen, Pillen schlucken, Hund ins Auto Buxiren, nervös, nervös. Was alles habe ich vergessen? Hoffentlich nichts, oder vielleicht doch? Jedes Mal dasselbe mit dieser Nervosität und dem dummen Gefühl, vielleicht doch etwas vergessen zu haben. Also los geht’s zur Autofähre in Romanshorn. Die Fähre steht offen und in voller Beleuchtung da. Kein Mensch der Besatzung weit und breit zu sehen. Vorwärts auf geht’s und an Bord, mittlere Spur damit die Fähre keine Schräglage bekommt und bis zuvorderst, Motor aus, Handbremse ziehen. Diese Überfahrt dürfte sich für den Betreiber der Fähre nicht gerade lohnen, mit nur einem Auto und einem Fahrgast und einem Hund. In Friedrichshafen angekommen, geht’s in Richtung Lindau auf die nahe gelegene Autobahn in Richtung Norden und Travemünde. Ich verlasse mich vertrauensvoll auf das eingebaute Navigationsgerät. Ja, verlassen habe ich mich schon ein wenig gefühlt. Denn schon nach einigen Kilometern, ich weiss nicht genau wie viele es waren, wollte das Navy, dass ich die Autobahn wieder verlasse. Ich gehorche der Elektronik. Und nach X-Kilometern Fahrt über Landstrassen, durch Dörfer und wer weiss was für Landschaften ich gefahren bin, kam ein neuer Befehl aus dem Navi, bitte nächste Autobahnauffahrt nehmen. Nach weiteren, wenigen dutzend Kilometern wiederholt sich das ganze Prozedere nochmals. Aber dann läuft es wie am Schnürchen. Wir kommen wie gedacht, wenige Stunden vor dem Einschiffen im Hafen von Travemünde an und stellen uns in die bereits wartende kleine Autoschlange vor dem Helsinki Terminal. Es bleibt genügend Zeit für eine Verköstigung im Restaurant mit anschliessenden Rundgang im danebenliegenden Zollfreiladen. Zurück beim Auto, schlage ich mit Baloo und Spaziergängen auf dem Areal und Quatschen mit anderen wartenden Fahrgästen die Zeit Tod. Um 21:00 Uhr soll das Einschiffen beginnen und um 03:00 Uhr soll die Fähre nach Helsinki ablegen. Warten und nochmals warten, es ist längs 21 Uhr gewesen. Dabei ist unsere Fähre noch gar nicht mal hier! Aber wir bekommen keine Informationen, weder vom Bodenpersonal was ja immerhin auch ab und zu herumzirkulierte, noch über die Lautsprecheranlage. Aber die hat vielleicht gerade Pause, oder ist sonst wie defekt. Auch die Visuelle Anzeige rührt sich nicht, nur unser Ziel Helsinki ist in hell leuchtender Grüner Schrift zu lesen. Die mittlerweile sehr stattliche Anzahl von wartenden Autos, immerhin vier Schlangen von ca. 150 m Länge warteten ungeduldig. Hinzu kommen noch unzählige LKW. Unsere Nerven werden noch viel weiter getestet. Insgesamt ganze fünf Stunden. Erst um ca. 02:00 Uhr morgens begann das Einschiffen. Die Abfahrt hat Baloo und ich längstens verschlafen. Natürlich sind wir mit entsprechender Verspätung in Helsinki angekommen.

Zum Stichwort Einsamkeit; Inzwischen sitze ich schon fast zwei Wochen hier im und um das Haus herum. Zwischendurch mal in die Sauna, mit dem Hund spazieren gehen, Internet, Lesen, Schreiben, Einkaufen, Kochen, wenn man dem so sagen darf, damit hat es sich aber auch schon. Lange weile wird mit sehr viel Schlafen überbrückt. Wirklich erstaunlich wieviel ich hier schlafen kann. Es scheint fast, dass ich in diesem Bereich grossen Nachholbedarf habe. Kleinere Arbeiten die ich in Angriff nehmen wollte haben mich sehr schnell an meine körperlichen Grenzen gebracht. Meine Ausdauer und Fitness sind nahe dem Nullpunkt. Das Alter nagt an meinen Gelenken und Knochen. Die Kilos wollen auch nicht einfach verschwinden, was mich etwas Frontlastig macht.

Und nun zu den kleinen Unannehmlichkeiten die ich hier vorgefunden habe. Die Wasserversorgung hat etwas gelitten. Die letzten drei unbeaufsichtigten Winter haben das Restwasser in einigen Wasser-Hähnen einfrieren lassen und diesen feine H-Risse beigebracht. Also sind sie nun nicht mehr so ganz dicht. Schlimmer noch ist aber die Tatsache, dass die Drucksteuerung der Grundwasser Förderpumpe ebenfalls eine Macke zu verzeichnen hat. Einschalten geht ja noch, die Bohrlochpumpe springt an und fördert das kühle Nass für eine Weile, eigentlich sind es nur ganz wenige Minuten. Aber eben nach sehr kurzer Zeit macht sie auf Stur, will nicht mehr und stellt zu meinem Ärgernis einfach ab. Wie ich dieses Problem lösen soll steht zurzeit noch in den weit entfernten Sternen. Hinzu kommt, dass es meiner finnischen Sprachkompetenz in etwa gleich geht wie meiner Fitness, nämlich nahe Null. Dieser Umstand ist nicht unbedingt förderlich für eine konstruktive Kommunikation mit entsprechenden Fachleuten. Trotzdem habe ich die leise Hoffnung, dass ich das noch in der verbleibenden Ferienzeit in den Griff bekomme. Also auf zum Spezialisten. Zuvor aber noch einige Fragen und Hinweise in deutscher Sprache zu Papier bringen. Und weil ich ein so cleveres Kerlchen bin, finde ich gleich ein super Übersetzungsprogramm im Internett. Zeile um Zeile übersetzen lassen und fertig ist das Werk. Danach mit vollem Enthusiasmus und guter Laune, ab ins Auto und zum bereits erwähnten Spezialisten.

In Orivesi angekommen, stehe ich auch schon im Verkaufsladen der Sanitär- und Heizungsfirma. Dort bin ich schon seit einigen Jahren bekannt und ein guter Kunde. Ich präsentiere die vermeintlich gelungene, fast perfekte Computer Übersetzung meines Problems mit der Bohrlochpumpe. Zwei gestandene Fachleute studieren die wenigen finnischen Textzeilen. Zu meinem Bedauern ruft das bei den beiden, einer davon der Chef persönlich, nur ein müdes Achselzucken mit gleichzeitigem Kopfschütteln hervor, mit anschliessendem sehr intelligent wirkendem Stirnrunzeln und hochziehen einer Augenbraue. Aber herauskommen nur Fragen über Fragen. Damit ist mir natürlich überhaupt nicht gedient. Also geht nun die Grosse Diskussion, teils in Finnisch, teils in Englisch und noch ein wenig auf Deutsch los. Dabei haben wir festgestellt, dass wenn ich zum Beispiel der vermeintlich besseren Verständigung wegen „Bohrloch Pumpe“ in zwei Worten schreibe, im finnischen eine Bohrmaschinen Pumpe (?) herauskommt. Ein Unding! Wird das aber in einem Wort zusammen geschrieben, kommt tatsächlich das richtige in finnischer Sprache heraus, was dann doch ein Aha Erlebnis bei meinen Gesprächspartnern hervorrief. Somit sind wir der Sache doch noch etwas auf die Spur gekommen. Der Chef sichert mir zu, dass am kommenden Donnerstag, 13.6.19 einer seiner Monteure vorbei kommt, um sich den Sachverhalt genauer anzuschauen, eventuell sogar gleich in Ordnung bringen kann.

Als ein weiteres klitzekleines Problem stellt sich die Hauselektrik dar. Die laufenden unüblich immens hohen Elektrokosten in den kalten Wintermonaten können schon ganz schön an die Substanz gehen. Man könnte meinen, da wohnt irgendwer im Haus aber leider nicht ich. Irgendwie muss das in Ordnung gebracht werden. Ich bleib dran.

Es ist Pfingst-Montag, 10.06.2019. Die Sonne scheint mit wenigen Unterbrüchen von früh morgens bist spät abends. Nur, leider fegt der Wind, zum Teil mit starken Böen durch die Landschaft, was die Bäume immer in bedrohlicher Bewegung hält. Und wenn ich sage früh, dann meine ich so um 2 Uhr in der Früh, die Vöglein zwitschern lauthals ihren Morgensong und mit spät meine ich ca. 23 Uhr in der Nacht. Aber bis dahin ist es einfach die ganze Zeit für einen „Südländer“ ungewohnt hell. Ja, richtig gelesen, Südländer hab ich gesagt. Für die Finnen sind alle Personen die unterhalb Helsinki Wohnen einfach nur Südländer. Geografisch gesehen, könnte man dem zustimmen, aber so ernst oder negativ meinen das die Finnen gar nicht. Ganz im Gegenteil, findest Du mal empathischen Zugang zu einem Einheimischen, kann es dir gut passieren, dass du zur Sauna und Bier eingeladen wirst. Natürlich fehlt die „Grilli-Makkara“ (Grill-Wurst) auch nicht. Aber genug davon.

Nun habe ich meinen Saunagang infolge Müdigkeit, schon zweimal hinausgeschoben. Der ist heute fällig. Ein halbes Schweinefilet liegt mariniert noch im Kühlschrank und wartet auf seinen heissen Auftritt. Apropos heisser Auftritt. Bei uns im Süden munkelt man oft, dass die Lebensmittel in Finnland sehr teuer sein sollen. Nun frage ich dich, was bezahlst DU in der Schweiz für ein Schweinsfilet mit einem Gewicht von mehr als 1‘200 Gramm. Sicher einiges über CHF 30.— Das was ich hier in Finnland gekauft habe, kostete ohne speziellen Rabatt oder Sonderangebot nur ganze 7,40 €. Dieser eine Vergleich sagt noch sicher noch nicht viel aus, aber der Unterschied gibt einem schon etwas zu denken. Genug der Abschweifung vom Thema. Baloo beobachtet mich nun auf Schritt und Tritt, Haargenau schaut er dem Filet auf dem Weg vom Kühlschrank zur Arbeitsfläche nach und hofft natürlich, dass da etwas für ihn herunterfällt. Glück gehabt, meine ich für das Filet. Nun sitzt er hautnah neben mir, Schnauze bereit zum Auffangen eines eventuell und vielleicht herunterfallenden Filets. Sabber, Sabber und nochmals Sabber. Vergebliche Hoffnungen die da Baloo vorschweben. Nur nicht leichtfertig das Filet und/oder den Hund unbeaufsichtigt alleine mit dem saftigen Stück Fleisch lassen, auch nicht nur für ganz kurze Zeit. Denn eines hat mich meine liebe „Odessa“, unsere letzte Hündin gelehrt. Ein Hund, sei er auch noch so lieb und gehorsam. Aber wenn er, oder wie damals sie, einen alleinstehenden seltenen Leckerbissen riecht und sieht, ist er eben auch schon spurlos verschwunden, der leckere Happen. Selbst wenn er auf einem Teller mitten auf dem Esstisch liegt. Das war für Odessa überhaupt kein Hindernis, oder gar gegen Sitte und Anstand. Odessa hat mir das zweimal beibringen müssen, bis ich es kapiert habe. Immerhin war es jedes Mal ein Weihnachtsgeschenk von 500 g wohlriechendem Bündner Fleisch eines Lieferanten, auf das wir uns gerade freudig mit frischem knusprigem Brot und einigen Zutaten einlassen wollten. Ja, ja, wer zu spät kommt, ist einfach zu spät, hat das Nachsehen und einen leeren Teller. Der langen Rede kurzer Sinn, das Filet hat die Vorbereitungsarbeit heil und ohne jeglichen Schaden oder Verlust überstanden. Noch ein „Karhu“ Bären Bier, aus dem Kühlschrank und das in Alufolie gewickelte Filet geschnappt und los geht’s zur Sauna. Selbstverständlich tippelt Baloo hautnah neben mir her, immer mit Blick auf das verpackte Filet in meiner Hand. In der Sauna angekommen, schnell auf die Saunasteine mit dem Festschmaus, damit es ausser Reichweite von Baloo ist. Bier in den Schatten, Feuer im Saunaofen und unter dem Wasserbehälter im Vorraum anlegen, was auch im null Komma nichts gelingt. Auf der kleinen Veranda genehmige ich mir nun den ersten Schluck „Karhu“ Bier. Bei einem etwas einseitig geführten Gespräch mit „Baloo“, kraule ich ihn um die Ohren, was er sichtlich geniesst. Einige Stechbiester, die bei Baloo’s dichtem Fell nicht auf ihre Kosten kommen können, haben es nun auf mich abgesehen, was mich sogleich zum Rückzug in die Sauna veranlasste. Keine Mücken, dafür ist es heiss, erst +60 . . . , +70 . . . , dann +80°C. Nicht zu viel, aber ein oder zwei gute „Schlucke“ Bier in das Aufgusswasser genügen und alles ist bereit. Wozu soll denn das wieder gut sein? Bier im Aufgusswasser! Doch nicht etwa, dass man damit das Wasser desinfizieren möchte? Nein, nein, nur immer mit der Ruhe und abwarten. Der erste Dampfstoss, ein satter Schwall von heissem Dampf steigt über den Saunasteinen hoch bis zur Decke, um sich sogleich wie ein grosser Wasserfall über mich zu ergiessen. Entspannt und mit Schweissperlen bedeckt sitze ich auf der oberen Saunabank. Da ist die Hitze am stärksten zu spüren. Aber dieser Geruch, das wenige Bier im Wasser, respektive, nun eben auch im aufgestiegenen Dampf, es hat was von einer Bäckerei, es riecht fast wie in einer Backstube. Genialer Geruch! Und beim zweiten Saunagang kommt noch ein weiteres Geruchselement dazu. Das auf den Saunasteinen liegende Filet macht sich mit seinen Ausdünstungen so richtig einschmeichelnd in der Nase bemerkbar. Nach dem dritten Saunagang, der infolge vor genannter neuer Duftnoten, nur noch kurze Zeit dauert, siegt mein Hungergefühl. Zusammen mit Baloo, aber nicht im Schlepptau, sondern wieder eng an meinen Knien neben mir herlaufend, mit lüsternem Blick auf das Filet und sabbernder Schnauze, erreichen wir das Haus, die Küche, den Esstisch. Baloo wie eine Klette auf Schritt und Tritt neben mir her. Wer kennt ihn nicht, den treuherzigen Blick von Hunden, wenn sie etwas ergattern wollen. Kopf etwas schräg gestellt, ein leises wimmern, die bittenden Augen verfolgen sehr aufmerksam jede Bewegung deiner Hände, zwischendurch schnell das Filet beäugt und wieder zurück. Aber es fällt einfach nichts runter auf den Boden, welch eine Misere, . . . für den Hund. Es braucht ja schon einiges an Überwindung, einem so ans Herz gewachsenen Hund wiederstehen zu können. Aber ich hab’s geschafft, bin fast ein wenig stolz auf mich durchgehalten zu haben, trotzdem schwingt auch etwas Mitleid für Baloo mit. Das mache ich aber wieder gut, indem ich ihm einen Leckerbissen, in Form eines seiner üblicherweise geliebten Schweineohrs zum Knabbern überreiche. Paktes zögerlich fast etwas beleidigt mit seiner Schnauze, macht wenige Schritte, lässt das Ohr fallen und legt sich demonstrativ aber teilnahmslos und nichts tuend daneben auf den Boden. Seine Körper-Sprache ist sehr deutlich. Ein feines Filet wäre eben doch besser gewesen. Auch Hunde haben eben Geschmack und wissen was gut und was noch besser ist.

1 Kommentar

Wie immer sehr bildlich und nachvollziehbar geschrieben. Da wächst gleich das Verlangen nach Fleisch und Bier 😉
Gerne darfst du mehr Absätze erstellen, sodass der Text luftiger wird.

Gruss,
Martin

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